Ströer veröffentlicht Nachhaltigkeitsbericht | MEEDIA

2022-07-15 19:08:22 By : Mr. Shawn Tang

Die passende Kampagne zum Nachhaltigkeitsbericht: In Essen am Schützenbahnring hatte Ströer für Vodafone plakatiert – Foto: Ströer

Nachhaltige Mediaplanung nimmt Fahrt auf, wie unter anderem Ströer in seinem Nachhaltigkeitsbericht zeigt. Vermarkter von Werbeflächen buhlen um den Platz an der Sonne als sauberstes Unternehmen. Das ist gut für die Umwelt und die Marken.

Um satte 33 Prozent hat der Kölner Werbeflächenbetreiber- und vermarkter Ströer seine CO2-Emissionen im Jahr 2021 gedrückt. Im Vergleich zu 2019 wurden sie sogar halbiert. Dies berichten die Rheinländer in ihrem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht. Die Ersparnis stützt sich auf zwei wesentliche Säulen: Die weitere Digitalisierung der Außenwerbung sowie die Umstellung diverser Prozessbausteine auf Ökostrom. Allerdings wird in den gesamten CO2-Ausstoß auch die Kompensation eingerechnet.

6.100 digitale Werbeflächen und 7.800 Displays betreibt Ströer in Deutschland. Und allesamt laufen mit Ökostrom. Insofern spart jede zusätzlich digitalisierte Fläche CO2. Was übrigens – am Rande bemerkt – auch eine gute Strategie für Marken ist: Die eigenen Webserver, Staging-Server und Cache-Systeme mit Ökostrom betreiben bringt bei Traffic-starken Websites einen schnellen großen Hebel. Der Website Carbon Calculator stellt praktisch ausschließlich den Websites ein gutes Zertifikat aus, die mit Ökostrom betrieben werden.

Es ist aber nicht nur der Ökostrom, der die Bilanz von Ströer nach oben schraubt. Es sind auch neue, nachhaltigere Werbemittel und verbesserte Technologien. Dabei setzt man zum Beispiel ganz oben an, beim größten, was Out of Home zu bieten hat. Die Düsseldorfer Ströer-Tochter BlowUp Media kompensiert inzwischen jedes Riesenplakat. Und auch in der NRW-Hauptstadt wird munter von Print auf Digital umgestellt. Außerdem gibt es Riesenposter aus recyceltem Material oder sogar dezidiert aus Plastik, das aus den Weltmeeren gefischt wurde. Für ein 500qm Plakat werden 55 Kilogramm Plastikmüll gesammelt.

Ganz neu ist das Konzept The Pure. Hier werden die Riesenposter mit einer Schicht aus Titandioxyd bedampft. Diese Schicht reagiert mit Stickstoff aus Abgasen und zersetzt diese. Ursprünglich wurde das Verfahren erfunden, damit Großplakate an vielbefahrenen Straßen nicht so schnell verschmutzen. Heute wandelt das Material bei Sonneneinstrahlung die Stickoxide in harmlose Kalzium-Verbindungen und Wasser um und bleibt dabei auch noch sauber.

Solche und ähnliche Erkenntnisse sorgen übrigens auch dafür, dass der Nachhaltigkeitsbericht von Ströer durchaus lesenswert ist. So lautet beispielsweise eines der übergreifenden Ziele von Ströer, bis 2025 den Energieverbrauch von LED-Displays um weitere 25 Prozent zu senken. Das passiert durch noch effizientere Leuchtmittel, Abschaltung bei Nichtbedarf, aber auch durch die veränderte Darstellung auf dem Bildschirm. „Wir schreiben Info-Texte nicht mehr Schwarz auf Weiß, sondern Weiß auf Schwarz“, erläutert Unternehmenssprecher Marc Sausen. Übrigens hat die Reduktion der Display-Helligkeit auf Ihrem Smartphone eine exponentiell positive Wirkung auf die Akkulaufzeit. Bei Ströer wirken die Maßnahmen nicht nur energiesparend, sie verlängern auch die Lebenszeit der Bildschirme.

Die vier strategischen Prioritäten, auf die Ströer sein Nachhaltigkeits-Engagement stützt, lauten:

Strategien wie eine verringerte Präsenzpflicht im Büro und mehr Möglichkeiten asus dem Home Office zu arbeiten, stellen also nicht nur die Mitarbeiter zufriedener und verringern auf Dauer die Bürokosten. Sie passen auch zum Nachhaltigkeitsziel der Kölner.  Bei Ströer heißt das: Vetrauensarbeitszeit. 2019 sind Ströer-Mitarbeiter noch 37,9 Mio. Kilometer auf 19,4 Mio. zurückgegangen. Allerdings zeigt der Bericht klar auf, dass ein Teil davon ein Corona-Sondereffekt ist.

Und das Konzept basiert nicht nur auf der freiwilligen Teilnahme der Mitarbeiter. Seit diesem Jahr gibt es eine klimaneutrale Tankkarte für Mitarbeiter als motivatorischen Anreiz. Ähnlich systematisch geht man auch an das Thema Reparaturen von Werbeträgern ran. Durch eine immer weiter durchgreifende Standardisierung der verarbeiteten Komponenten, reduziert sich der Aufwand der Reparatur und es lassen sich intakte Komponenten von defekten oder ausrangierten Werbeträgern wiederverwenden.

Zudem nutzen die Rheinländer im Zuge der Initiative Green Voice die eigenen Displays um die Passanten aufzuklären. Content Partner sind Justdigit, Fairventures Worldwide und die Initiative Sinnflut. Sinnflut-Gründerin Catharina Enderlein informierte auf den (digitalen) Plakatmotiven die Hamburger zum Beispiel darüber, als der offizielle Startschuss des Radschnellwegnetzes gefallen war.

Wer jetzt Greenwashing wittert sei beruhigt. Die Systematik der Umweltverträglichkeitsprüfung unterliegt den Standards der Global Reporting Initiative. Diese sieht vor, dass Themen mit großer Wirkung auch im Bericht priorisiert dargestellt werden. Dadurch soll verhindert werden, dass Unternehmen kleine Öko-Projekte wie ein Feigenblatt vor sich hertragen, aber im Kerngeschäft weniger klimafreundliche unterwegs sind.  

„Das Unternehmen Ströer wird spätestens ab 2025 klimaneutral wirtschaften“, erklärt der Nachhaltigkeitsbeauftragte Martin Diederichs. Im Vergleich zur produzierenden Wirtschaft fällt der Wirkungsgrad von Ströer natürlich nicht allzu hoch aus. Das wird auch im Nachhaltigkeitsbericht so formuliert. Aber dennoch reicht der Impact über die eigene Bilanz hinaus. Entsprechende Anforderungskatalog sind den Lieferanten bereits zugegangen.

Mal sehen, wann die ersten Kreativagenturen Post aus Köln bekommen, wo darum gebeten wird, Photoshop doch mit Ökostrom zu benutzen.

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